Cynara cardunculus



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Cynara cardunculus L., Artischoke
Die Kultur-Artischoke stammt von der im Mittelmeerraum bis auf die Kanaren natürlicherweise vorkommenden Wildform ab. Schon seit den Römern wird die Artischoke vom Menschen angebaut (Sonannte et al. 2007). Neben der Verwendung als Gemüse wird Cynara cardunculus auch als Arzneipflanze genutzt.

Von Cynara cardunculus werden zwei Unterarten unterschieden: subsp. cardunculus aus dem östlichen Mittelmeergebiet und subsp. flavescens Wikl. aus dem westlichen Mittelmeergebiet. Letztere ist die Unterart, die heute als Kulturartischoke angebaut wird. Von ihr gibt es zwei Kulturformen, einerseits den Kardonen-Typ (entspricht der Art C. cardunculus) und die Kugel-Artischoke (bis in die 1990er Jahre als C. scolymus bezeichnet, heute unter C. cardunculus eingeordnet). Der korrekte botanische Terminus beider Kulturformen ist demnach Cynara cardunculus subsp. flavescens Wikl.

Beide Kulturformen werden als Gemüse genutzt. Die Kardone wird vorwiegend als Blattgemüse zubereitet, indem Stiele und Rippen der Blätter geerntet werden, während von der Kugel-Artischoke die unreifen Blütenköpfe als Delikatesse gegessen werden und uns allen als "die Artischoke" aus der Küche bekannt ist.

Für den Gebrauch als Arzneipflanze werden Sorten von Cynara cardunculus genutzt, die besonders blattreich sind und spät blühen. Kurz vor dem Blütenaustrieb werden die grünen Rosettenblätter geerntet, weil diese einen besonders hohen Anteil an relevanten Wirkstoffen haben. Pharmakologisch wirksam sind besonders drei Inhaltsstoffe: Caffeoylchinasäure-Derivate (= CSS), Glykoside des Flavons Luteolin und Sesquiterpenlactone (Bitterstoffe). Zusätzlich sind eine ganze Reihe weiterer, wirksamer Stoffe bekannt (Schütz et al. 2006).


Cynara cardunculus Blüte in einem Garten im Donautal, Linz, Österreich

Die CSS sind die wichtigsten Bestandteile des Cynara cardunculus. Ihnen werden vielfältigen Wirkungen zugeschrieben, wie Hepatoprotektion (Leberschutz), Hemmung der LDL-Oxidation, Blutfettsenkung, Zytoprotektion (Zellschutz) und Antioxidation (Schneider 2009). Besonders das Cynarin (1,3-O-Dicaffeoylchinasäure) ist der entscheidende Wirkstoff unter den CSS.

Ziel bei der Herstellung eines Artischoken-Präparates ist es daher, einen möglichst hohen und standardisierten Gehalt an Cynarin zu erhalten. Um dies zu erreichen müssen zwei Dinge beachtet werden. Einerseits sollte die Ernte kurz vor Beginn der Blütenbildung erfolgen, weil die Pflanzen zu diesem Zeitpunkt den höchsten CSS Gehalt haben und andererseits gibt es gravierende Unterschiede im Gehalt an Cynarin, je nachdem wie das spätere Arzneimittel zubereitet wurde.

Arzneimittel aus getrockneten Artischokenblättern (Cynarae folium) weisen beispielsweise einen deutlich geringeren Wirkstoffgehalt auf als Frischpflanzenzubereitungen. Zudem sollten definierte Bedingungen bei der Extraktion vorliegen (Temperatur, Dauer, Extraktionsverfahren), damit möglichst viel der CSS in den pharmakologisch wichtigen Wirkstoff Cynarin umgeestert wird (Schneider 2009).

Bei der späteren Verordnung in der Praxis muss auf jeden Fall die Herstellungsmethode des Artischoken-Präparates beachtet werden, denn es gibt Präparate, die vermindert wirksam sind, während andere Präparate eine deutlich ausgeprägtere medizinische Wirkung haben. Dies begründet sich einfach in den unterschiedlichen Gehalten an Cynarin.

Für Artischoken-Präparate liegt eine Monographie der Arzneimittel-Kommission E (1990) vor, die allerdings schon zwanzig Jahre alt ist und lediglich dyspeptische Beschwerden (Verdauungsstörungen) als Indikation angibt. Neueren Datums sind die Empfehlungen des British Herbal Compendium (Bradley 2006), die auf einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien beruhen. Anwendungsgebiete sind demzufolge:
- Beschwerden des Verdauungstraktes
- Antiemesis (gegen Übelkeit)
- Bauchkrämpfe
- Völlegefühl, Blähungen
- Dyspepsie bei gestörter Fettverdauung
- Reizdarmsyndrom
- Magenbeschwerden
- Appetitlosigkeit
- begleitende Therapie bei Fettstoffwechselstörungen

Cynara cardunculus Pflanze im Sommer im selben Garten wie oben

Bedeutsam für die Naturheilpraxis erscheint letztere Indikation, die Fettsenkung, und hier besonders die Cholesterinsenkung (ESCOP 2003). Dosisabhängig bewirkt der nicht glykolisierte Inhaltsstoff Luteolin zudem eine Hemmung der Oxidation von LDL, wirkt also der Entstehung von Plaques (Ablagerungen) bei der Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) entgegen. Wider et al. (2009) kommen in einer kritischen Metaanalyse zum Schluss, dass Artischokendarreichungen einen positiven Effekt auf die Cholesterinsenkung haben. Die Autoren jedoch schlagen vor, dass aber noch weitere Studien zur Wirksamkeit durchgeführt werden sollten, um die Evidenz dieser Therapie zu untermauern.

Für die Praxis bedeutet dies, dass die Artischoke neben der alt bewährten Indikation dyspeptischer Beschwerden auch zur Senkung leichter bis mittelgradiger Hypercholesterinämien eingesetzt werden kann. Nachteilig ist lediglich die hohe Einnahmefrequenz mit drei bis vier Tabletten pro Tag. Die Rate unerwünschter, besonders schwerer Arzneimitttelnebenwirkungen im Vergleich zu synthetischen Cholesterinsenkern wie Statinen (CSE-Hemmer), Fibraten oder anderen ist dafür signifkant geringer. In der Zusammenschau der individuellen Erkrankungen des Patienten und der Art der Fettstoffwechselstörung kann daher ohne Weiteres in vielen Fällen primär eine phytotherapeutische Senkung der Blutfette versucht werden.

Die Therapie mit Artischokenpräparaten ist nicht zu Lasten gesetzlichen Krankenkassen verordnungsfähig. Interessierte Patienten können jedoch nach Rücksprache mit ihrer Kasse in Einzelfällen eine nachträgliche Kostenübernahme erreichen. Private Versicherungen übernehmen in der Regel die Therapiekosten, was allerdings vom individuellen Versicherungsumfang abhängen kann. Im Zweifelsfall kann die Verordnung mit einer gesonderten Begründung erfolgen oder der Betroffene fragt vorher bei seiner Privatkasse nach.

Literatur
Bradley, P. 2006: British Herbal Compendium. A handbook of scientific information on widely used plant drugs.– Bd. 2, Bournemouth, BHMA.
ESCOP 2003: Cynarae folium, Artichoke leaf. ESCOP Monographs. The Scientific Foundation for Herbal Medicinal Products. 2nd Edition.– Thieme, Stuttgart, New York, 556 S.
Kommission E 1990: Monographie Cynarae folium (Artischokenblätter). – BAnz Nr. 164 vom 01.09.1990.
Schneider, E. 2009: Frischpflanzen-Zubereitungen der Artischoke. – Z. Phytoth., 30, 316–322.
Schütz, K., Muks, E., Carle, R. & Schieber, A. 2006: Quantitative determination of phenolic compounds in artichoke-based dietary supplements and pharmaceuticals by high-performance liquid chromatography. – J. Agric. Food Chem., 54, 8812–8817.
Sonannte, G., Pignone, D. & Hammer K. 2007: The domestication of artichoke and cardoon: From Roman times to the genomic age. – Ann Bot., 100, 1095–1100.
Wider, B., Pittler, M. H., Thompson-Coon, J. & Ernst, E. 2009: Artichoke leaf extract for treating hypercholesterinaemia. – Cochrane Database Syst. Rev., Bd. 4.
Wittemer, S. M. 2003: Bioverfügbarkeit und Pharmakokinetik von Caffeoylchinasäuren und Flavonoiden nach oraler Applikation von Artischokenblätter-Extrakt am Menschen. – Dissertation, Universität Bonn.


                                       
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